Zwischen Schwanfamilien und instabilem Baugrund: Neubau der A72 geht in letzte Runde
Der letzte Streckenabschnitt der neuen Autobahn A72 zwischen Leipzig und Chemnitz hat es wahrlich in sich, oder besser: unter sich. Denn zwischen Rötha und der Anschlussstelle A38 führt die Trasse über den aufgefüllten Tagebau Espenhain und damit über bis zu 70 m mächtige Verkippungsmassen, die nur locker gelagert und daher für eine Bebauung zunächst ungeeignet sind. Hinzu kommen eine bestehende Bundesstraße direkt neben der Baustelle und hoch anstehendes Grundwasser, das ein Biotop entstehen ließ.
Nun steht der Baubeginn dieses herausfordernden letzten Abschnitts kurz bevor. Bereits 2014 erhielt CDM Smith vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV) den Auftrag, den Baugrund zu untersuchen und den Groberdbau sowie die Untergrundverbesserungen zu planen, um spätere Setzungen der Verkehrsdämme und Ingenieurbauwerke auf ein Minimum zu reduzieren. Mit großen Betonsteintürmen und mehreren Probefeldern testeten die Ingenieure, mit welchen Verfahren die Untergrundverformungen für die Trasse und die Damm- und Brückenbauwerke auf ein unkritisches Maß reduziert werden können. Im Anschluss werteten die Ingenieure das umfangreiche messtechnische Monitoring aus und optimierten die Art und Weise der Untergrundverbesserung.
Das Ergebnis: Ohne Bodenverbesserungen und einer Vorwegnahme der Verformungen geht es nicht. Dazu kommen gleich zwei Verfahren zum Einsatz: Rüttelstopfsäulen sollen den Boden über den gesamten Trassenverlauf in etwa 10 bis 15 m Tiefe verfestigen. Zusätzlich wird der Baugrund in mehreren Teilabschnitten mit Steinen und Erde überschüttet, deren Auflast den Boden über mehrere Monate vorverdichten soll. Angesichts dieser Maßnahmen rechnet das LASuV mit einer Bauzeit von acht Jahren.
"Wir freuen uns, dieses spannende Vorhaben weiterhin als geotechnische Gutachter zu begleiten.", sagt Projektingenieur Manuel Quilisch und fügt hinzu: "Auf diese Weise sichern wir nicht nur die technische Qualität der Baugrundverbesserungen, sondern konnten diese auch wirtschaftlich optimieren und zugleich die Belange des Umwelt- und Naturschutzes berücksichtigen."
Und das ist noch nicht alles, denn bislang sind Infrastrukturprojekte in der Bergbaufolgelandschaft eher dünn gesät. Das hängt vor allem mit den Unwägbarkeiten des Baugrunds und den damit verbundenen hohen Kosten zusammen. Projektleiter Jan Poßecker ist jedoch zuversichtlich: "Mit Projekten wie diesen erweitern wir das Wissen, um auf den bindigen Mischbodenkippen der ehemaligen Braunkohlentagebaue in Mitteldeutschland dauerhaft sicher zu bauen."
Impressionen der Baustelle
CDM Smith ist eines der führenden Ingenieur- und Consultingunternehmen in den Geschäftsfeldern Wasser, Umwelt, Infrastruktur, Energie, Bauwerke und Geotechnik. Wir sind Berater und Planer, realisieren aber auch komplette Bauprojekte – für unsere Kunden aus Industrie, Gewerbe und öffentlicher Hand.
Wir sind stolz, dass unser Konzept zur Verbesserung des Baugrunds nun umgesetzt wird.