Zwischen Schwan­fa­mi­lien und instabilem Baugrund: Neubau der A72 geht in letzte Runde

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Zwischen Schwan­fa­mi­lien und instabilem Baugrund: Neubau der A72 geht in letzte Runde
14. Juli 2017
Rötha
Es ist der Albtraum eines jeden Verkehrs­pla­ners: Locker aufge­füll­ter Baugrund gepaart mit einem hohen Grund­was­ser­stand, dazu eine bereits bestehende Bundes­straße und ein Biotop. Mit diesen Rand­be­din­gun­gen laufen die Vorbe­rei­tun­gen für den Bau des letzten Stre­cken­ab­schnitts der A72 bei Rötha in Sachsen auf Hochtouren. CDM Smith plante die notwendigen Baugrund­ver­bes­se­run­gen und begleitet nun die Maßnahmen vor Ort.

Der letzte Stre­cken­ab­schnitt der neuen Autobahn A72 zwischen Leipzig und Chemnitz hat es wahrlich in sich, oder besser: unter sich. Denn zwischen Rötha und der Anschluss­stelle A38 führt die Trasse über den aufge­füll­ten Tagebau Espenhain und damit über bis zu 70 m mächtige Verkip­pungs­mas­sen, die nur locker gelagert und daher für eine Bebauung zunächst ungeeignet sind. Hinzu kommen eine bestehende Bundes­straße direkt neben der Baustelle und hoch anstehendes Grundwasser, das ein Biotop entstehen ließ.

Nun steht der Baubeginn dieses heraus­for­dern­den letzten Abschnitts kurz bevor. Bereits 2014 erhielt CDM Smith vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV) den Auftrag, den Baugrund zu untersuchen und den Groberdbau sowie die Unter­grund­ver­bes­se­run­gen zu planen, um spätere Setzungen der Verkehrs­dämme und Inge­nieur­bau­werke auf ein Minimum zu reduzieren. Mit großen Betonsteintürmen und mehreren Probe­fel­dern testeten die Ingenieure, mit welchen Verfahren die Unter­grund­ver­for­mun­gen für die Trasse und die Damm- und Brücken­bau­werke auf ein unkri­ti­sches Maß reduziert werden können. Im Anschluss werteten die Ingenieure das umfang­rei­che mess­tech­ni­sche Monitoring aus und optimierten die Art und Weise der Unter­grund­ver­bes­se­rung.

Das Ergebnis: Ohne Boden­ver­bes­se­run­gen und einer Vorwegnahme der Verfor­mun­gen geht es nicht. Dazu kommen gleich zwei Verfahren zum Einsatz: Rüttel­stopf­säu­len sollen den Boden über den gesamten Tras­sen­ver­lauf in etwa 10 bis 15 m Tiefe verfestigen. Zusätzlich wird der Baugrund in mehreren Teil­ab­schnit­ten mit Steinen und Erde über­schüt­tet, deren Auflast den Boden über mehrere Monate vorver­dich­ten soll. Angesichts dieser Maßnahmen rechnet das LASuV mit einer Bauzeit von acht Jahren.

"Wir freuen uns, dieses spannende Vorhaben weiterhin als geotech­ni­sche Gutachter zu begleiten.", sagt Projekt­in­ge­nieur Manuel Quilisch und fügt hinzu: "Auf diese Weise sichern wir nicht nur die technische Qualität der Baugrund­ver­bes­se­run­gen, sondern konnten diese auch wirt­schaft­lich optimieren und zugleich die Belange des Umwelt- und Natur­schut­zes berück­sich­ti­gen." 

Und das ist noch nicht alles, denn bislang sind Infra­struk­tur­pro­jekte in der Berg­bau­fol­ge­land­schaft eher dünn gesät. Das hängt vor allem mit den Unwäg­bar­kei­ten des Baugrunds und den damit verbundenen hohen Kosten zusammen. Projekt­lei­ter Jan Poßecker ist jedoch zuver­sicht­lich: "Mit Projekten wie diesen erweitern wir das Wissen, um auf den bindigen Misch­bo­den­kip­pen der ehemaligen Braun­koh­len­ta­ge­baue in Mittel­deutsch­land dauerhaft sicher zu bauen."

Rüttelstopfverfahren

CDM Smith ist eines der führenden Ingenieur- und Consultingunternehmen in den Geschäftsfeldern Wasser, Umwelt, Infrastruktur, Energie, Bauwerke und Geotechnik. Wir sind Berater und Planer, realisieren aber auch komplette Bauprojekte – für unsere Kunden aus Industrie, Gewerbe und öffentlicher Hand.

Wir sind stolz, dass unser Konzept zur Verbesserung des Baugrunds nun umgesetzt wird.